Beach Boys
Die Beach Boys sind eine der erfolgreichsten Pop-Bands der USA. Sie waren die erste Band, die die Beatles nach Beginn der Beatlemania wieder von Platz 1 der US-amerikanischen Charts verdrängen konnten.
Die US-amerikanische Popband The Beach Boys wurde 1961 in Hawthorne bei Los Angeles in Kalifornien gegründet. Gründungsmitglieder waren Brian Wilson (* 20. Juni 1942), seinen Brüdern Dennis (* 4. Dezember 1944, † 23. Dezember 1983) und Carl (* 21. Dezember 1946, † 6. Februar 1998) sowie ihrem Cousin Mike Love (* 15. März 1941) und Brians Schulfreund Alan Jardine (* 3. September 1942), der 1962 und 1963 vorübergehend durch David Lee Marks (* 22. August 1948) ersetzt wurde. Die Gründung der Band, die sich zunächst The Pendletones nannte, geht auf Dennis Wilson zurück. Dennis war ein leidenschaftlicher Surfer und versuchte, seine Gefühle für das Surfen in Lieder auszudrücken. Da er seine Gedanken nicht in Songform bündeln konnte, versuchte er seinem älteren Bruder Brian zu beschreiben, wie es sich anfühle, auf einer Welle zu reiten. Brian Wilson liebte die Harmonien der Four Freshmen und die Arrangements von Phil Spector. Carl Wilson war ein Rock'n'Roller und liebte Chuck Berrys Gitarren-Riffs. Diese drei Einflüsse waren dafür entscheidend, dass der „Kalifornische Sound“ geboren wurde.
Im November 1961 wurde der von Brian Wilson und Mike Love verfasste Titel Surfin' von Candix Records, einer lokalen Plattenfirma, veröffentlicht. Die Plattenfirma bestand aber darauf, dass sich die Band „The Beach Boys“ nannte. Die Platte wurde ein regionaler Hit (in Kalifornien in den Top 5) und landete in den US-Billboard-Charts auf Platz 76. Durch Vermittlung von Vater Murry Wilson bekam die Band wenig später einen langfristigen Vertrag bei Capitol Records und wurde von deren Star-Produzenten Nick Venet betreut. Den Angaben auf den Platten-Covern zufolge produzierte dieser die ersten beiden Alben, obwohl ein erheblicher Teil der Produktionsarbeit von Brian Wilson geleistet wurde. Ab dem dritten Album nahm Brian dann auch offiziell auf dem Produzentensessel Platz.
Ihre erste Capitol-Single Surfin' Safari machte die Band über Nacht US-weit zu Stars. In den nächsten Jahren (1963–-1965) hatten die Beach Boys zwanzig Top-40-Singles in den Hitparaden. Ihr Live-Album Beach Boys' Concert war vier Wochen lang auf Platz 1 und somit das erste Live-Album überhaupt, das zu einem Hit wurde. 1965 kündigte Brian Wilson, der bisher fast alle Songs geschrieben und bis auf die ersten beiden alle Alben produziert hatte, seinen Rücktritt vom Tourleben an, um nur noch zu komponieren und im Studio zu produzieren. Zunächst trat auf Tourneen Glen Campbell (* 22. April 1936) an seine Stelle, im April 1965 wurde mit Bruce Johnston (* 27. Juni 1942) ein endgültiger Ersatz gefunden.
Ohne den Tourstress produzierte Brian seine bis zu diesem Zeitpunkt besten Alben „The Beach Boys Today“ und „Summer Days (And Summer Nights!!)“; letzteres enthielt Songs wie „California Girls“ und „Help me, Rhonda“ (zweiter Nr.1-Hit für die Band, und dies auf dem Höhepunkt der Beatlemania). Völlig überraschend wurde Anfang 1966 die Single „Barbara Ann“, die eigentlich nur zum Spaß aufgenommen worden war und ohne Wissen der Band als Single veröffentlicht wurde, ein Nr.-2-Hit in den USA und England sowie ein Nr.-1-Hit in Norwegen.
Brian Wilson hatte ziemlich alles erreicht, er wollte jedoch mehr. 1965 schwor er im Alter von 23 Jahren, er werde das größte Rock-Album machen, das es jemals auf dieser Welt geben werde. Er arbeitete mit Texter Tony Asher ein halbes Jahr an diesem Projekt. Das aus den Arbeiten resultierende Album „Pet Sounds“ wurde von der Plattenfirma sabotiert und nur in geringer Stückzahl aufgelegt, so dass es in den USA ein kommerzieller Flop wurde. Die „Beach Boys“ waren ihrer Zeit mit diesem Album um Jahre voraus, fanden aber in den USA damit keine Anerkennung. Im Rest der Welt wurden sie durch Pet Sounds aber wirkliche „Megastars“. 1999, 33 Jahre danach, sollten die „Beach Boys“ für dieses Album schließlich den Grammy verliehen bekommen, welchen die Band allerdings ablehnte und somit gegen die späte Entscheidung der Juroren protestierte. Das Album „Pet Sounds“ gilt in Fachkreisen als eines der bedeutendsten Alben seiner Zeit.
Für ihre nächste Single „Good Vibrations“ verbarrikadierte sich die Band für insgesamt sechs Monate in vier Studios. Als die Single Ende 1966 herauskam, hatte die Band einen weiteren „million seller“. „Good Vibrations“ war in nahezu jedem Land der Welt auf Platz 1 und gilt heute noch für viele als „beste Single aller Zeiten“. Brian Wilson, kreativer Geist hinter den Beach Boys, wollte mehr und arbeitete mit Van Dyke Parks als Texter an einem neuen Projekt namens „Smile“ (siehe Smiley Smile und Brian Wilson presents Smile), das Pet Sounds noch um Welten übertreffen sollte. Doch es gab einen Streit zwischen den Beach Boys und der Plattenfirma, die sich weigerte, das Album zu veröffentlichen. Und somit zogen die „Beach Boys“ das Album zurück und „Smile“ sollte als „größtes Rockalbum aller Zeiten, das nie veröffentlicht wurde“ in die Geschichte eingehen. Brian Wilson war so enttäuscht, dass er sich aus dem Musikbusiness fast gänzlich zurückzog, in tiefe Depressionen verfiel und über dreieinhalb Jahre sein Haus nicht mehr verließ (zutreffend beschrieben in dem 1992er Song Brian Wilson der Barenaked Ladies). Fragmente von Smile, seiner „Teenage Symphony To God“, erschienen aber in den nächsten Jahren auf den Alben Smiley Smile (Heroes And Villains, Vegetables ohne das „Mama Says“-Teilstück, Wind Chimes), Wild Honey (Mama Says), 20/20 (Our Prayer, Cabinessence), Sunflower (der erste Teil von Cool, Cool Water) und Surf's Up (Surf's Up).
Die Verkaufszahlen in den USA waren Ende der 60er in den Keller gerutscht. „Do it again“ war der letzte US-Top-20-Hit der Beach Boys in den 60ern (UK #1). Die Band war in den USA unerwünscht und unmodern geworden, also gingen sie auf Europa-Tournee, wo sie noch zahlreiche Fans hatten. 1972 verstärkte sich die Band mit den beiden südafrikanischen Musiker Blondie Chaplin (Gitarre) und Ricky Fataar (Drums), die zuvor der Gruppe „The Flames“ angehört hatten. Die Neuaufnahme der Mitglieder war deshalb notwendig geworden, da Bruce Johnston von der Band gefeuert worden war und sich Schlagzeuger Dennis Wilson eine schwere Verletzung an seiner Hand zugefügt hatte, was ihm das Schlagzeugspielen unmöglich machte. Dennis spielte in den Jahren 1972–1974 das Piano und kehrte nach Fataars Rückzug aus der Band wieder an dem Drumhocker zurück. 1973 verbrachten die Beach Boys sechs Monate in den Niederlanden, um dort ihr Album „Holland“ einzuspielen, welches zu den besten Beach-Boys-Alben ohne Brian Wilson zählt. In der Mitte der 70er erreichte das Album „Endless Summer“ – eine Art „Best of“ mit frühen Beach-Boys-Nummern – in den USA Platz 1 der Hitparade. Die Band wurde vom Rolling Stone zur „Band des Jahres 1974“ gewählt. Brian Wilson gab ein Comeback, er und die Beach Boys brachten mit Chuck Berrys „Rock and Roll Music“ eine neue Single auf Platz 5, auch das dazugehörende Comeback-Album „15 Big Ones“ landete in den Top 10 der Charts. 1977 begannen die Verkaufszahlen wieder zu sinken, aber die „Boys“ brachten es jedes Jahr zumindest auf eine Chartnotierung (z.B Lady Lynda, UK Nr.6), viele Bandmitglieder kümmerten sich allerdings um ihre Solo-Projekte oder ihr Privatleben. 1980 nahmen sie mit Keepin' The Summer Alive das letzte Album als „originale“ Beach Boys auf.
1983 verstarb Dennis Wilson bei einem Tauchunfall im Pazifischen Ozean, den er über alles liebte. Die „Beach Boys“ spielten am 4. Juli 1984, getragen von einer Nostalgiewelle, vor über 500.000 Menschen am Washington Monument. Mit „Getcha Back“ und „Wipe Out“ (mit den Fat Boys) landeten sie 1985 und 1987 in den USA Top-20-Hits. Und gerade zu dem Zeitpunkt, als Brian Wilson seinen endgültigen Rückzug aus der Band bekannt gab, hatten sie mit „Kokomo“ einen unerwarteten Nr.-1-Hit, 22 Jahre nach „Good Vibrations“, und hatten mit dem Album „Still Cruisin'“ ein neues Top-50-Album. Die Band beschränkte sich fortan darauf, zu einer reisenden Oldies-Band zu werden, und waren nur noch ihre eigene Revival-Show. Das letzte Studioalbum „Summer In Paradise“, das sie 1992 aufnahmen, verschwand nach kurzer Zeit wieder aus den Verkaufsregalen, ohne besondere Beachtung gefunden zu haben. Danach versammelten sie sich nur noch einmal im Studio, um „Stars And Stripes Vol. 1“ einzuspielen – ein Album, auf dem sie selbst nur im Background sangen, während diverse Country-Größen (Willie Nelson, Kathy Troccoli, James House, Lorrie Morgan u.a.) den Lead-Gesang übernahmen. 1996 wollten die Beach Boys ein neues Studioalbum unter der Regie von Brian Wilson aufnehmen. Wilson schrieb dazu mit Mike Love und mit seinem Freund Andy Paley einige neue Songs, die von den anderen Beach Boys allerdings für zu schwach befunden wurden. Einige dieser Titel landeten später auf dem 2004er Brian-Wilson-Soloalbum Getttin in over my head und bewiesen die Charttauglichkeit des Materials.
1998 verlor Carl Wilson den Kampf gegen seine Krebserkrankung. Dies war das inoffizielle Ende der „Beach Boys“. Ohne einen einzigen Wilson-Bruder stieg auch Alan Jardine aus der Band aus. Die Beach Boys bestehen heute nur noch aus Mike Love und Bruce Johnston, die noch immer durch die Welt touren und etwa 150 Konzerte pro Jahr spielen. Mike Love plant für 2005 ein Soloalbum.
Alan Jardine tourt unter dem Namen Al Jardine's Endless Summer Band (mit seinen Söhnen Matt und Adam, Brian Wilsons Töchtern Carny und Wendy Wilson und einigen langjährigen Beach-Boys-Tour- bzw. -Session-Musikern wie Ed Carter).
Brian Wilson tourt unter dem Namen Brian Wilson & the Wondermints durch die Welt und veröffentlicht unregelmäßig neues Material – zuletzt 2004 „Gettin In Over My Head“ (US-Charts Platz 100, UK Platz 53) und eine Neuaufnahme von „Smile“ (US Platz 13, UK Platz 7). Für Oktober 2005 hat er ein Weihnachtsalbum mit dem Titel „What I Really Want For Christmas“ angekündigt.
Diskografie
- Surfin' Safari (1. Oktober 1962)
- Surfin' U.S.A. (27. März 1963)
- Surfer Girl (16. September 1963)
- Little Deuce Coupe (7. Oktober 1963)
- Shut Down Vol. 2 (2. März 1964)
- All Summer Long (1. Juli 1964)
- Christmas Album (September 1964)
- Beach Boys' Concert (19. Oktober 1964)
- The Beach Boys Today (8. März 1965)
- Summer Days (And Summer Nights!!) (5. Juli 1965)
- Beach Boys' Party (8. November 1965)
- Pet Sounds (16. Mai 1966)
- Smiley Smile (18. September 1967)
- Wild Honey (18. Dezember 1967)
- Friends (24. Juni 1968)
- Stack O' Tracks (August 1968) – „Greatest Hits“ in Form von Instrumental-Tracks ohne Gesangsspuren, die erste (?) Karaoke-LP der Geschichte
- 20/20 (3. Februar 1969)
- Live In London (Mai 1970)
- Sunflower (31. August 1970)
- Surf's Up (30. August 1971)
- Carl And The Passions – So Tough (15. Mai 1972)
- Holland (8. Januar 1973)
- The Beach Boys In Concert (19. November 1973)
- 15 Big Ones (5. Juli 1976)
- The Beach Boys Love You (11. April 1977)
- M.I.U. Album (25. September 1978)
- L.A. Light Album (16. März 1979)
- Keepin' The Summer Alive (17. März 1980)
- The Beach Boys (1985)
- Still Cruisin' (September 1989)
- Summer In Paradise (Dezember 1992)
- Stars And Stripes Vol. 1 (Oktober 1996)